Symbolbild

Fußfreiheit beim Radfahren

Ein Phänomen, dass überwiegend bei kleinen Rahmen und verhältnismäßig großen Laufrädern auftaucht ist die fehlende Fußfreiheit. Die Fußfreiheit Beschreibt das freie padalieren, bei einem bestimmten Lenkeinschlag, nicht mit den Zehen am Vorderrad oder Schutzblech anzustoßen. Ist also z. B. die rechte Pedale in der Stellung 2 bis 3 Uhr, stößt der richtig auf die Pedale gesetzte Fuß, bei beliebigen Lenkeinschlag, nicht an den Vorderreifen. Ob nun die Zehen das Vorderrad berühren oder nicht, ist von einigen Faktoren abhängig.

Das Risiko bei der Berührung des Vorderrades durch die jeweils vorne liegende Schuhspitze besteht vorallem darin, bei langsamer Fahrt zu stürzen. Dabei kommt es darauf an, wie weit der Lenker eingeschlagen werden kann, bevor der Schuh das Vorderrad blockiert. Bei langsamer und sehr langsamer Fahrt ist das Risiko größer als bei schneller Fahrt, da hier stärker durch Schräglegen des Rades gesteuert wird, die Lenkereinschläge also etwas geringer ausfallen. Fährt man dagegen sehr langsam sind die Lenkausschläge größer und somit die Wahrscheinlichkeit, dass sich Fußspitze und Vorderrad treffen am größten. Da auch bei langsamer Fahrt die Stabilität des Gesamtsystems, Rad und Fahrer, am wenigsten stabil sind, ist hier die Gefahr des Sturzes am höchsten. Welche Abhängigkeiten seitens der Radgeometrie gibt es nun, die Fußfreiheit einschränken oder erweitern?

Zunächst einmal kann ein flacherer Lenkwinkel das Vorderrad weiter nach vorne bringen (und damit auch den gesamten Radstand vergrößern) . Dabei spielt der Fahrradtyp eine Rolle. Nicht alle Räder verfügen über die passenden Fahreigenschaften wenn der Lenkwinkel deutlich unter 72° liegt. MTBs geben hier das Maß vor und auch nur, wenn Sie mehr für den Freeride oder Downhill Einsatz gedacht sind. Ein City-Bike mit einem Lenkwinkel von 64° macht keinen Sinn und keinen Spaß in der Stadt. Das gleiche gilt für mehr dem Marathonsport zugerechnete Geometrien und im besonderen für Rennräder. Die meisten Rennräder haben nicht die erforderliche Fußfreiheit um das Vorderrad berührungslos einzuschlagen. Hier ist allerdings auch das Einsatzgebiet differenzierter zu bewerten. Spielt bei einem City-Bike der Lenkeinschlag bei langsamer Fahrt eine gravierende Rolle, ist bei einem Rennrad die Langsamfahrt eher zu vernachlässigen. Hier finden die Steuermanöver bei überwiegend ausreichendem Tempo statt und damit bei geringerem Lenkeinschlag.

Eine weitere Option ist, das Oberrohr ausreichend lang zu gestalten. Damit vergrößert sich wiederum der Radstand und damit auch die relative Entfernung des Tretlagers zum Vorderrad. Um die Entfernung des Fahrers zum Lenker nicht zu beeinflussen, kann hier ein kürzerer Vorbau den Reach wieder passend machen.

Generell kann gesagt werden, dass ein langer Radstand oder ein sehr flacher Lenkwinkel die Fahreigenschaften des Rades hin zu mehr Stabilität und Geradeauslauf verschiebt. Diese manchmal sehr große Laufruhe ist bei sportlich orientierten Bikes für MTB-Mrathon und Rennrädern eher weniger gewünscht. Sie sollen wendig und agil reagieren. Bei sportlich orientierten Bikes tritt die Zehenüberlappung durch die höhere gefahrene Geschwindigkeit und damit weniger stark eingeschlagener Lenkung nicht so stark auf wie bei Rädern der Kategorie City-Bike oder moderates Trekkingbike. Ein weiterer Sicherheitsfaktor ist das Wissen und das Können des jeweiligen Fahrers. Beherrscht der Fahrer sein Gefährt und weiß er um die fehlende Fußfreiheit kann er die Kurbelstellung und den Lenkeinschlag im unkritischen Bereich halten.

Markus

Rahmenbauer, Zweiradmechanikermeister, Fahrradfahrer und Fahrradverrückter Wirtschaftsinformatiker

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